Am 4.6 nahmen mit Torge, Claas, Holger, Joachim und Stefan fünf unserer Athleten am Ironman in Hamburg teil. Vom Langdistanz-Rookie bis zum erfahrenen Langdistanzler war alles dabei. Am Ende waren alle – eigentlich die gesamte Abteilung – froh, dass alle Fünf gesund über die Ziellinie kamen, denn ein verheerender Unfall überschattete die Veranstaltung.

 

Von Stefan erhalten wir Eindrücke des Ironman-Tags in Hamburg:

„Mein (fast) perfekter Renntag: Um 03.55 Uhr klingelt in einem Hotel auf St. Pauli der Wecker. Ich wache auf und denke: „Mist, Renntag“. Meine Nervosität ist schon seit Tagen sehr hoch und René, der leider nicht starten konnte, beschreibt das mit der Nervosität in unserer WhatsApp-Gruppe so: "Die Aufregung ist fast das Beste. Wie beim ersten Date, man hat es schon ein paarmal gemacht, aber man kann sich einfach nicht sicher sein was rauskommt". Draußen dämmert es und ich treffe eine Kampfrichterin vor dem Hotel. Wir quatschen etwas und steigen zusammen in die volle U-Bahn. Da stehen wir jetzt verloren, sie mit gelber Schiedsrichterweste, ich mit dem Einteiler und um uns herum feierndes Partyvolk. Ich bin froh, als wir am Jungfernstieg aussteigen. Wie immer bin ich viel zu früh am Eingang zur Wechselzone, für meine "5 Minuten vor der Zeit" bin ich ja bekannt, aber mussten es dann doch 30min sein? Langsam vergeht die Zeit, die Nervosität steigt. Endlich dürfen wir in die Wechselzone, schnell die Radflaschen anbringen, Luftdruck der Reifen checken und weiter geht‘s in der wohl längsten Wechselzone der Welt zu den Beutelständern. Nochmal kontrollieren ob auch wirklich alles in den Beuteln ist und dann spaziere ich gemeinsam mit Torge zum Schwimmstart. Die Profis starten um 06.15, danach rollender Start alle 5 Sekunden von jeweils zwei Athleten. Um 07.00 Uhr stürzen Torge und ich uns zeitgleich in die Binnenalster von der wir nach 300m in die Außenalster wechseln. 18 Grad Wassertemperatur erlauben das Tragen eines Neoprenanzuges. Doch halt... irgendetwas stimmt nicht. Ach ja, mein obligatorischer Panikanfall nach dem Start, er kommt und kommt nicht. Dann hat Bertholds Klopfertrick (Klopf dir vor dem Start auf die Brust, das beruhigt) doch etwas gebracht. Nach 1:21h erreiche ich den Ausstieg, also so wie fast immer, ich bin zufrieden. Weiter geht es in die lange Wechselzone, Torge sitzt plötzlich neben mir, wir winken es kurz zu und wünschen uns weiterhin gutes Gelingen. Wie schön ihn bei dem riesen Wettkampf mit so vielen Leuten zu sehen. Auf dem Rad geht es erstmal durch Hamburg. Eine sehr schöne Stadt, aber die ersten 12 km innerorts sind nicht so toll. Viele Kurven und unterschiedlicher Belag zwingen zu einer unruhigen Fahrweise. Endlich geht es raus Richtung Südosten, es läuft. Mein Plan ist es, konstant einen 34er Schnitt zu fahren. Von den Trainingsausfahrten weiß ich, dass ich dieses Tempo mühelos über einen längeren Zeitraum treten kann. Die Strecke ist dafür gut geeignet, sehr gerade, breit und kein Autoverkehr. Bei ca. Kilometer 35 sehe ich plötzlich in weiter Entfernung Blaulicht, Rettungswagen und einen Hubschrauber. Wir werden vom Kampfrichter angehalten abzusteigen, die Räder einen Damm hochzuschieben und dort ca. 200m oberhalb der Sperrung die Unfallstelle gehend zu passieren. Das Ausmaß lässt sich als Unbeteiligter nicht erkennen und den Hubschrauber erkläre ich mir mit der abgelegenen Örtlichkeit. Wieder auf dem Rad verfalle ich in meinen Trott und Mantra: 34 34 34 34 34 34. Als ich das zweite Mal bei km 120 an der Unfallstelle vorbeikomme, welche immer noch gesperrt ist und ich wieder absteigen muss, ahne ich, dass der Unfall heftig gewesen sein muss. Infos bis dahin: Null! Weiter geht es also, die 34 muss stehen. Nach 178 km erreiche ich die Wechselzone, mein Garmin sagt 33,9 – perfekt. Laufschuhe an und los. Mein Plan ist es, konstant einen 6er Schnitt zu laufen. Der erste Kilometer fühlt sich sehr langsam an und ist natürlich – wie soll es auch anders sein – zu schnell. Es geht entlang der Außenalster, vier Runden à 10 km, zum Glück ist es an einigen Stellen schattig, denn auch in Hamburg kann es warm werden. 😉 Auf der Laufstrecke ist die Stimmung grandios, ich treffe Janet mehrmals, die zum Anfeuern in HH ist, auch Torges Katrin feuert kräftig an. Es tut gut, bekannte Gesichter zu sehen. Und schwupp bin ich auf der letzten Runde, die dann doch zäh wird, denn das ganze Spektakel habe ich ja nun schon dreimal gesehen. Dann bei km 38 plötzlich ein herzliches Wiedersehen, Ariane, bis vor 2 Jahren Mitglied unserer Abteilung, sieht mich und feuert mich an. Sofort halte ich, eine Umarmung erspare ich ihr, aber wir quatschen kurz und Zeit für ein gemeinsames Foto muss auch noch sein. Dann bekomme ich mein viertes und letztes Rundenbändchen und es geht Richtung Rathaus. Endlich und nun bin ich auc sicher, dass ich mein Ziel Sub12 erreiche. Als ich dann aber meine Zielzeit mit 11.15h sehe bin ich doch sehr sehr glücklich. Ein (fast) perfekter Renntag für mich – es lief extrem rund!

 

Im Verpflegungsbereich macht dann die traurige Nachricht vom Tod eines Motorradfahrers die Runde, die Stimmung ist gedrückt. Was ist da falsch gelaufen? Später im Hotel schaue ich die Nachrichten und bin fassungslos, als ich den Unfall sehe bzw. wie er entstanden ist. Natürlich geht wie immer nun die Diskussion in allen Medien los, extremes Ironman-Bashing, vor allem aufgrund des fortlaufenden IM-Streams auf YouTube und der Abschaltung der Kommentarfunktionen. Jeder weiß es natürlich besser, plötzlich ist jeder Experte… Mir tun vor allem die Athleten unendlich leid, die als Ersthelfer an der Unfallstelle in der Chaosphase ankamen, der blanke Horror. Ich bin froh, dass der Athlet nicht schlimmer verletzt ist. Es hätte ein perfekter Tag werden können... 🙁

 

 

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